Anregungen für den Jahreswechsel
Was lasse ich im alten Jahr, was nehme ich mit ins Neue.
Ich stehe am Fenster und schaue in die Dunkelheit, in der die Stadt leuchtet, als wäre es eine Spiegelung des Sternenhimmels. Vereinzelt Licht in anderen Wohnungen und Häusern zu sehen, ist seltsam wohltuend. Es gibt mir ein Gefühl von Zusammenhalt, denn wer weiß, vielleicht steht dort auch eine junge Frau am Fenster und wiegt gerade ihr Kind in den Schlaf. Vielleicht singt im Haus daneben auch eine Mama ein Schlaflied nach dem anderen. Ich beuge mich zu dir und halte sanft deine kleine Hand. Es fühlt sich so schön an, deine warme, weiche Haut zu spüren. Es fühlt sich schön an, ganz nah bei dir zu liegen, dich zu beschützen. Es fühlt sich schön an, deine Mama zu sein. Nicht immer, denn manchmal wünschte ich jemand anderes könnte mir diese oder jene Entscheidung abnehmen oder könnte die „liebevolle Begleitung von starken Gefühlen“ (wie es so schön heißt) übernehmen,…..nicht immer – aber oft, nicht immer – aber meistens, nicht immer – aber jetzt und hier ist es einfach schön.
Ich kuschle mich ganz nah zu dir, du riechst herrlich. Nach Mut und Entdeckungsfreude, nach Neugierde und Glück, nach Liebe.
Ich kann es kaum glauben, dass schon wieder ein Jahr vergangen ist. Du hast einen weiteren Frühling, Sommer, Herbst und Winter erlebt. Mit all den aufregenden und schönen Dingen die eben dazu gehören, wie Blumen pflücken, Eier färben, ins Freibad gehen, Eis essen, Kastanien sammeln, Laterne basteln, Schneeflocken fangen und Kekse backen. Doch auch dieses Jahr hat etliche Einschränkungen für uns parat gehalten. Es gibt so viel, das im kommenden Jahr auf uns wartet, das ich dir so gerne zeigen oder mit dir gemeinsam erleben möchte. Ich denke über vieles nach, lasse das Jahr in meinen Gedanken nochmal Revue passieren. Es waren wirklich wunderschöne Momente dabei die mich zum Strahlen gebracht haben. Dennoch schleichen sich immer wieder wehmütige Gedanken ein, ich versuche sie schon seit geraumer Zeit beiseite zu schieben, doch funktioniert hat das eigentlich noch nie. Vielleicht sollte ich sie einfach mal zulassen und akzeptieren. Wumms – da ist es schon, ich bin wehmütig weil ich so viel vorhatte, für dich – aber um ehrlich zu sein, auch für mich. Ich bin traurig weil es seit einiger Zeit schon nicht mehr um mich gegangen ist. Das fehlt mir. Meine Freunde fehlen mir. Es fehlt mir frei zu sein. Es fehlt mir mich aufzubrezeln und hübsch anzuziehen. Es fehlt mir zu tanzen. Es fehlt mir zu lachen. Ich fehle mir.
Es tut gut diese Gefühle zuzulassen und sie anzuerkennen. Ohne schlechtem Gewissen, ohne Verurteilung. Denn wenn ich ganz bei mir bin, darf ich mir nicht nur ein- sondern auch zugestehen mich zu akzeptieren und dazu gehört nicht nur mein Körper, sondern auch meine gesamte Gefühlspalette. Wie kann ich mir abverlangen mein Kind liebevoll bei starken Gefühlen zu begleiten, wenn ich meine eigenen Gefühle nicht liebevoll begleiten kann. Wie kann ich erwarten, dass mein Kind seine Gefühle zulässt und sie als Teil von sich akzeptiert, wenn ich DIR nicht vorzeige wie das geht.
Ich fasse einen Entschluss: Zum Jahreswechsel möchte ich für alles was uns im vergangenen Jahr bewegt hat, Platz schaffen:
Um mit dem vergangenen Jahr ins Reine zu kommen, gibt es viele Möglichkeiten, angefangen beim Ausräuchern, bis hin zum Abbeißen des Biskotten-Fischerlschwanzes. Es gibt viele Rituale und Traditionen rund um den Jahreswechsel; gibt es etwas das du schon immer machen wolltest oder etwas das sowieso schon fixer Bestandteil vom Übergang von Jahresende zu Jahresanfang ist? Wie wäre es beispielsweise damit alle wunderbaren Erlebnisse auf bunten Zetteln aufzuschreiben und in ein Gefäß zu legen. Am Silvesterabend wird dann reihum gezogen und vorgelesen, jeder darf ergänzen, und teilen. Um auch den schweren Gefühlen einen Platz zu geben, könntest du dir überlegen, wie du es nächstes Jahr schaffen kannst aus diesen Gefühlen etwas zu lernen, wobei könnten diese Gefühle hilfreich sein, wofür könnten sie gut gewesen sein, welcher Wunsch könnte sich daraus für das kommende Jahr ergeben? Achte bei deiner Formulierung darauf das Wort „nicht“ auszusparen. Es ist wichtig, dass du diese Sätze positiv und aktiv formulierst. Anstatt zum Beispiel zu schreiben: „Ich möchte nicht mehr traurig sein weil ich mich einsam fühle“ könntest du deinen Wunsch bzw. deinen Vorsatz wie folgt formulieren:“ Ich nehme mir vor auf Leute zuzugehen, wenn sie mir sympathisch sind und ein nettes Gespräch zu suchen.“
Macht euch dazu innerhalb der Familie gerne schon jetzt, in der Adventzeit Gedanken, es ist schön wenn ihr eure besonderen aber auch die belastenden Momente des vergangenen Jahres miteinander teilen könnt.
Falls du das Gefühl hast, du würdest gerne mit einer externen Person darüber sprechen, die professionell und urteilsfrei ist, kannst du dich gerne jederzeit vertrauensvoll an mich wenden.