Ich bin genug!
Wie deine eigenen Ideale dich unter Druck setzen.
Es ist noch dunkel draußen, als der Tag für mich beginnt. Du singst schon vergnügt vor dich hin, so als hättest du nicht gerade vor zwei Minuten erst deine Augen geöffnet. Du startest beschwingt und glücklich in den Tag. Daran möchte ich mir ein Beispiel nehmen – auch wenn ich den Schlaf heute nur schwer abschütteln kann. Du möchtest dass ich mitsinge und hüpfe, so etwas Ähnliches bekomme ich hin. Zu meinem Glück möchtest du bald wieder alleine hüpfen und ich nütze die Zeit um das Frühstück herzurichten, mich für den Tag bereit zu machen und eine Einkaufsliste zu schreiben. Ich überlege was ich heute alles auf meiner Agenda habe und ergänze meine To Do Liste um drei weitere Punkte.
Im weiteren Tagesverlauf spielen wir gemeinsam, ich koche, lese dir vor, checke meine E-Mails, wir gehen auf den Spielplatz, ich schreibe meiner Freundin eine Nachricht in der ich ihr mitteile wie sehr ich mich über einen entspannten Kaffee mit ihr freuen würde. So vergeht Stunde um Stunde und ehe ich mich versehe habe ich dich ins Bett gebracht und wir genießen den restlichen Abend in Zweisamkeit. Nagut, die restlichen 2 Stunden, denn dann schlafen wir beide entweder vor dem Fernseher ein, oder einer von uns muss noch arbeiten, aufräumen, vorbereiten, oder all die anderen Dinge, zu denen man sonst nicht kommt. So und so ähnlich gestalten sich auch die restlichen Tage der Woche. Ich funktioniere. Möchte alles erledigt wissen. Eine saubere, aufgeräumte Wohnung haben, frisches, gesundes Essen kochen, ausreichend Zeit mit dir verbringen, mich im Arbeitsleben wieder integrieren, eine tolle Freundin und Ehefrau sein, und und und
Doch je mehr du versuchst ALLES zu sein, desto mehr merkst du, wie zerrissen du dich fühlst. Es geht nicht, irgendwas oder irgendwer bleibt auf der Strecke. Du?
Bei all den Anforderungen die du an dich stellst, solltest du eines nicht vergessen; dein Wohlbefinden. Wer braucht schon die perfekte Übermama, wenn er eine authentische, ausgeglichene, geduldige, liebevolle Mama haben kann? Dein Kind wird sich später einmal nicht daran erinnern, wie super toll bröselfrei der Boden gesaugt war oder welcher Aufwand für das Essen betrieben wurde. Es erinnert sich daran, wir ihr gemütlich in der Kuschelecke sitzt und ein Buch lest, immer und immer wieder, wie herrlich dieses Gefühl ist bei dir zu sein, während du dir diese Zeit bewusst und gerne nimmst, anstatt gedanklich schon drei Schritte weiter und ungeduldig zu sein.
Ich bin genug! Ich bin genug, wenn ich die Schmutzwäsche liegen lasse, mit dir spiele, die Einkäufe morgen erledige, mir Zeit nur für mich nehme, keine Schuldgefühle habe lieber mein Buch zu lesen als Dinosaurier zu spielen,… Ich bin genug. So wie ich bin. Authentisch. Ehrlich. Echt. Ich darf mich dazu entschließen manchen Bereichen weniger Aufmerksamkeit zu schenken – zweitweise oder generell! Gleichzeitig ist es wichtig Prioritäten zu setzen, wobei mindestens eine nur für mich gemacht ist.
Du selbst bist oft dein schärfster Kritiker. Stimme ihn doch mal milde und sag auch ihm voller Überzeugung: Ich bin gut genug!