Tipps für die Trotzphase.

Wutausbrüche sanft begleiten.

„Wo ist meine Gabel?“ werde ich schockiert gefragt, als das Apfelkompott auf den Tisch stelle. Meine Antwort „hier, neben dir“  trägt offenbar nicht gerade zur Entspannung der Situation bei. „Ich will aber eine andere“, entgegnest du mir bereits mit weinerlicher Stimme und glasigen Augen.  „Die will ich nicht, MAMA! Ich will eine andere.“ Meine Frage, welche Gabel du gerne hättest, kommt schon nicht mehr bei dir an. Zu tief sitzt der Schmerz über die falsche Gabel und das Nicht-verstanden-werden. Schon bist du eingehüllt in einen Gefühlssturm aus Trauer, Wut, Selbstbestimmtheit, Hilflosigkeit und nicht zu vergessen – Hunger! Ich bin da, und halte es mit dir aus.

Wir sitzen im Park und jausnen gemeinsam. Du hast dir Weintrauben in der blauen Dose mit dem Elefanten gewünscht und isst sie nun zufrieden, während du mir freudestrahlend erzählst warum dir diese Dose so gut gefällt und was man darauf alles entdecken kann. Uns gegenüber sitzt ein Papa mit seiner Tochter. Offenbar waren die beiden gerade beim Bäcker und das kleine Mädchen durfte sich etwas aussuchen. Die Entscheidung fiel scheinbar auf eine Brezel. Als ihr Papa die Brezel aus dem Sackerl nimmt und sie in der Hälfte auseinander bricht, ertönt lautes Geschrei. „NEIN, nicht! Mein Brezerl! Will das Ganze!“ Der Schreck ist beiden ins Gesicht geschrieben. Das Mädchen fängt an zu weinen und möchte nichts mehr essen. Das Angebot ihres Papas, dass sie gerne seines essen könnte, hilft leider nicht.

Du beobachtest gebannt die Situation und fragst mich schließlich warum das Mädchen weint. Ich erkläre dir, dass sich das Mädchen so darauf gefreut hat ihre Brezel im Ganzen zu essen und nun sehr enttäuscht ist, da sie entzwei gebrochen wurde, auch, wenn es ihr Papa nur gut gemeint hat, damit sie es leichter essen kann.  „Hat sie jetzt zwei?“ Fragst du mich weiter, „Ja“ entgegne ich kurz und knapp. „Für jede Hand eines. Wieso weint das Mädchen dann?“  Fragst du mich nach einigen Minuten erneut. Ich versuche dir anhand von deinem Gabel-Beispiel zu erklären wie sich das Mädchen gerade fühlt. Du nickst und widmest dich wieder deinen Weintrauben.                                         Abends vor dem Schlafengehen möchtest du über das kleine Mädchen im Park sprechen. Die Szene beschäftigt dich. Wir sprechen eine ganze Weile darüber wieso das Mädchen geweint hat und wie sie es geschafft hat, kurz darauf wieder zu lachen. Ich erzähle dir, wann ich das letzte Mal so richtig wütend und enttäuscht war und wie erleichternd es für mich in diesem Moment war, als ich die Tür hinter mir laut ins Schloss fallen ließ. Ich frage dich, ob es dir auch schon einmal so gegangen ist und was dir geholfen hat. Wir sprechen darüber, dass die Verantwortlichen dafür unsere Gefühle sind und dass es manchmal gar nicht so leicht ist mit ihnen umzugehen.

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Was ich dir nicht sage ist, dass auch ich manchmal ganz schön mit meinen eigenen Gefühlen zu kämpfen habe, während ich dich bei deinen begleite. Könnte ich geduldiger sein? Immer! Könnte ich verständnisvoller sein? Bestimmt! Könnte ich ruhiger bleiben? Auch das! KANN ich das immer? Ist es mir möglich, dich immer gleich liebevoll und bedürfnisorientiert zu begleiten? Nein, ist es nicht, denn auch ich  habe Tage an denen meine Nerven dünn sind, an denen ich müde, gereizt oder hungrig bin. Sprechen wir darüber, wenn unsere beide Gefühlsstürme uns wieder frei gegeben haben? Ja, immer. Sage ich dir, wenn ich mich falsch verhalten habe und wie ich es stattdessen gerne gemacht hätte? Ja so ist es. Entschuldige ich mich bei dir? Unbedingt. Wie könnte ich etwas von dir verlangen, wenn ich dir nicht zeigen würde, wie es geht.

Kinder lernen durch uns; durch unser (Fehl)verhalten, unsere Handlungen, unsere Wörter. Du bist nicht perfekt? Optimal! Somit gibst du deinem Kind die Chance viel von dir zu lernen.

 

Sei die LieblingsMAMA die du sein willst!

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Ich fühle mich alleine.

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Ich bin genug!