Ich fühle mich alleine.

Der schmale Grat zwischen Zwei- und Einsam.

"Baba, hab einen schönen Tag. Wir sehen uns später mein Schatz." Der letzte Satz bevor du das Haus verlässt. Nun sind wir alleine. Mein kleines Baby und ich. Irgendwie komisch das so zu sagen, immerhin sind wir ja zu zweit. Dennoch, der Beigeschmack von ALLEINE bleibt. Kurz nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, herrscht Stille. Nahezu ohrenbetäubend. Ich spüre wie mein Herz fest in meinem Brustkorb schlägt, bemerke ein flaues Gefühl im Magen. Jetzt sind wir alleine – für die nächsten zehn Stunden. Werde ich das schaffen? So ganz alleine? Was machen wir nur zehn Stunden lang? Und heute findet nicht mal mein geliebter Wochenmittelpunkt – die Mama-Baby-Spielgruppe statt. Es tut mir gut Programmpunkte zu haben. Struktur ist offenbar nicht nur für dich wichtig.  Außerdem genieße ich es, mit dir „rauszukommen“, mich mit anderen Mamas auszutauschen, frische Luft zu tanken und Bewegung zu machen, mit anderen Erwachsenen zu plaudern, über mich zu reden, mir statt der gemütlichen Jogginghose eine Jeans anzuziehen, mich zurecht zu machen – zumindest ein wenig.

Ich überlege was wir heute unternehmen könnten, es tut mir und dir gut etwas zu erleben, den Vormittag abwechslungsreich zu gestalten, bevor wir nach dem Mittagsschlaf gemütlich in den Nachmittag starten.  Es ist gar nicht so einfach etwas zu finden, dass allen- oder den meisten Anforderungen entspricht. Wenn wir alleine unterwegs sind nehme ich gerne den Kinderwagen, du kannst darin schlafen und ich kann die Tausend Dinge mitnehmen,  die man mit Baby unbedingt mit braucht. Unser Ausflug muss uns also an Orte ohne Stiegen führen oder zumindest Orte mit Lift. Außerdem wäre es gut wenn es dort eine Möglichkeit gibt dich in Ruhe zu Füttern und zu Wickeln. Wir sind bei der Nahrungsaufnahme noch nicht ganz eingespielt, da ist mir Privatsphäre sehr wichtig. Ich brauche nicht auch noch Rat- und Verbesserungsvorschläge von Fremden. Am liebsten wäre mir, wir könnten unser Ziel zu Fuß erreichen, dann wäre ich nicht darauf angewiesen, dass mir jemand in die Straßenbahn hinein hilft, außerdem wären wir schnell wieder zuhause wenn irgendetwas wäre. Was wäre das überhaupt? Naja egal.

Ich lege dich auf deine Krabbeldecke vor mir und spiele mit deinen Füßchen. Du quietschst vergnügt und versuchst es mir gleich zu tun.  Versunken in deine tiefblauen Augen, spüre ich so viele Gefühle in mir aufsteigen. Stolz  darüber, dass du so ein entzückendes, neugieriges Baby bist, Wehmut aufgrund der Tatsache, wie schnell du größer wirst, ich bin traurig weil mir meine Freundinnen fehlen, fühle mich schuldig dass ich die Zeit mit dir nicht einfach nur genießen kann – jede Sekunde, jeden Moment,  ich bin einsam da ich mit niemandem darüber sprechen kann. Immerhin sieht das Mamasein bei den anderen Mamas aus doch so leicht und unbeschwert aus. Bin ich die Einzige, die sich einsam fühl obwohl sie eigentlich zu zweit ist?

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Nein, das bist du nicht! Ganz und gar nicht. Der Alltag mit Baby ist nicht immer leicht, es gibt so Vieles an das du denken oder das du tun musst, Bedürfnisse die du stillen möchtest. Deine eigenen stellst du dabei hinten an. Du trägst viel Verantwortung, da ist es nur natürlich, dass

 du dich alleine fühlst. Du musst deshalb kein schlechtes Gewissen haben, denn es sagt nichts darüber aus, was für eine einfühlsame und liebevolle Mama du bist. Keine Mama schafft es jeden kleinen Augenblick mit ihrem Baby auszukosten denn jede Mama stößt irgendwann an ihre Grenzen, ist erschöpft oder fühlt sich einsam. Was das betrifft, befindest du dich also in bester Gesellschaft, nur die wenigsten reden darüber. Trau dich auszusprechen was dir auf der Seele brennt. Das hilft nicht nur dir, sondern auch vielen anderen Mamas, die sehen, dass es anderen wunderbaren Mamas genauso geht und sie stark und selbstbewusst darüber sprechen können.  Auch die tollsten Mamas sind ab und zu alleine.

 

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