Haben wir noch eine Liebesbeziehung?

Die Balance zwischen Elternsein und Liebespaar.

Und dann war es plötzlich ganz still. Es schien als hätte die Erde aufgehört sich zu drehen. Für genau diesen Moment, der uns alles bedeutet hat. So zart und klein, doch gleichzeitig so mächtig. Ich spüre erst, wie ergriffen ich bin, als du mir sanft über die Wange streichst und meine Tränen wegwischst. In diesem Augenblick gibt es niemanden außer uns. Du siehst mir so tief in die Augen, dass ich meine, all das darin zu erkennen, was auch mich gerade bewegt und ich nicht auszusprechen vermag. Aus Angst, Worte könnten diesem Moment seinen Zauber rauben und den Bann lösen, der sich offensichtlich über uns gebreitet hat. Also erwidere ich deinen Blick und lege all das Ungesagte hinein. Sorge, Liebe Sehnsucht:

·       Ich habe Angst

·       Werden wir das schaffen?

·       Was wird sich verändern? Du dich? Ich mich? Wir uns?

·       Wird es UNS noch geben?

·       Halten wir zusammen?

·       Ich liebe dich

So schön es ist, ein Baby zu bekommen, so angsteinflößend kann es auch sein. Der Fokus verschiebt sich und wir richten unsere Aufmerksamkeit darauf, unser Kind in der Welt willkommen zu heißen und mit ihm gemeinsam als Familie anzukommen. Den richtigen Platz für uns zu finden. Das ist jedoch leider nicht wie bei einem Konzert mit Sitzplätzen, die einem der nette Platzeinweiser zuweist. Man muss sich selbst auf die Suche begeben, und oft genug sind diese Plätze noch nicht einmal errichtet. Wir sind also angehalten, diese selbst zu erschaffen und immer wieder zu prüfen und zu adaptieren.

Dabei gerät oft etwas in Vergessenheit, das in Wahrheit das Fundament bildet, auf dem wir alles aufgebaut haben. Unsere Liebesbeziehung.

Und mag das Fundament noch so stabil erbaut worden sein, ohne Instandhaltung und Restaurierung wird es im Laufe der Jahre porös und fängt an zu bröckeln. Kaum merkbar, zu Beginn, bis schließlich immer größere Risse auftreten, die für beide schmerzhafte Kerben bedeuten. Doch bei all dem Funktionieren-müssen und Überleben fällt es wahnsinnig schwer, auch hierfür noch Energie und Mühe aufzuwenden. Ein Teufelskreis der, wenn man ihn lässt, langsam aber sicher die Dinge die man an seinem/r PartnerIn* einst so geschätzt und geliebt hat, wie durch eine unaufhörliche Abwärtsspirale abwertet. Wertschätzung und Verständnis werden somit ganz schnell in Ablehnung und Schuld verwandelt. Statt sich zu stützen und gegenseitig Halt zu geben, verurteilen wir und schätzen die Leistung des anderen gering bzw. können sie gar nicht mehr wahrnehmen. Das hat zur Folge, dass die Zuneigung und Verbundenheit immer mehr nachlässt und die Entfernung voneinander irgendwann kaum größer sein könnte. Als hätte man etwas zwischen sich gelassen, das jegliches in Verbindung treten erschwert oder gar unterbindet.

Dabei wollen wir doch alle in Wahrheit nur eines: Gesehen werden! Gesehen und geliebt, so wie wir sind, mit all dem Gepäck das wir mit uns herumschleppen. Immer wieder sprechen wir von der rosaroten Brille, die beim Kennenlernen unseren rationalen Blick trüben soll. Doch es gibt auch die Post-Baby-Brille, die alles verschwimmen lässt und mit einem grauen Schleier überzieht.
Die Kunst liegt also darin, sich aus der Problemtrance zu lösen und bewusst den Blick auf noch so winzige Kleinigkeiten zu richten, die uns das Gefühl geben wertgeschätzt zu werden. Es müssen nicht immer große Gesten sein, die die große Liebe wachküssen. Es sind die kleinen, leisen Momente, auf die es ankommt. Genau in diese beinah unsichtbaren Alltagsaugenblicke, sollten wir unser Herz legen. Ein Blick, eine Berührung, ein Wort, eine stumme Geste. All das trägt zur immerwährenden Instandhaltung des Fundaments bei.

Bleibt die Liebe immer gleich? Ist sie unverändert? Nein, Liebe verändert sich, sie verändert sich immer. Liebe ist dynamisch und nicht starr. Sie schwingt mit, hängt hinterher, ist aufbrausend, wild, robust, beständig, gewaltig, leise, sanft, präsent, subtil und sensibel. Liebe bewegt.

Und dann ist es plötzlich wieder ganz still. Ein Augenblick für die Ewigkeit. Ich drehe mich um, sodass ich seitlich liege, zu dir gewandt. Ich merke erst das ich den Atem angehalten habe, als du deine Hand so sanft auf meine legst, dass ich das Gefühl habe, das Kostbarste der Welt zu sein. Als dein Daumen liebevoll über meinen Handrücken streicht und du meine Hand dicht an deinen Oberkörper ziehst, spüre ich, wie sich deine Brust hebt und senkt, spüre deinen Herzschlag. In diesem Moment kann ich es wieder fühlen, dein Herz, es schlägt für mich, unaufhörlich, das hat es schon immer getan. So wie meines für dich.

Sei die LieblingsMAMA die du sein willst!

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Eigene Grenzen wahrnehmen und bewahren

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Die Eingewöhnung liebevoll begleiten