Stillst du? Zwei Wörter die ganze Geschichten auslösen.

Stillst du? Du stillst nicht mehr? Du stillst noch? Die klassischen Fragen, die jeder Mama einmal um die Ohren fliegen. Tja, wenn es doch nur so einfach wäre. In den meisten Fällen lassen sich doch all diese Fragen nicht mit einem einfach „JA“ oder „NEIN“ beantworten. Wer hat nicht gleich versucht sich zu erklären, zu rechtfertigen. „ Nein, ich stille nicht voll. Ich hätte es mir so sehr gewünscht, aber es hat leider nicht geklappt“. Was wirklich hinter diesem Satz steckt, erahnen diejenigen, die uns fragten meist nicht mal im Ansatz. Nächtelanges Versuchen, Zweifeln, Verzweifeln. In Filmen und oft auch in Erzählungen von Bekannten oder Freunden, fand ich kaum Hinweise dafür, dass das Stillen einen so wichtigen Teil der Jungmutterschaft ausmacht. Weil die anderen ihn dazu machen und ich es zulasse.

Copyright Nina Romana

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Schon wieder ist diese lapidare Frage, der seichte Einstieg in einen Smalltalk. Als wäre sie belanglos oder schlimmer noch, selbstverständlich. Ich frage doch auch nicht, ob du deine Hämorriden schon in den Griff bekommen hast. Aber genauso persönliche ist die Frage, die du mir hier zwischen einfahrenden U-Bahnen am Bahnsteig stellst. Ich ärgere mich und spüre wie sich die Hitze ihren Weg durch meinen Körper bahnt. Bin ich nur eine gute Mama, wenn ich voll stille? Ist das heutzutage tatsächlich die Definition von einer guten Mama? Ich fühle mich schlecht und möchte mich verteidigen, ergänze noch, dass ich nach der Brustentzündung nicht mehr so viel Milch habe und Zu füttern muss. Ich beende das Gespräch und gehe unter einem Vorwand weiter, mit dir, seelig schlummernd auf meiner Brust. Ich blicke zu dir herab und höre deinen Atem, dein Schnaufen. Wie friedlich dieser Moment doch ist. Ich denke darüber nach wie sehr ich dich liebe und täglich mein bestes gebe, für dich. Um dir eine gute Mama zu sein. Dabei fällt mir auf, dass du mich noch kein einziges Mal missbilligend angesehen hast, wenn ich dir die Brust statt der Flasche oder umgekehrt gegeben habe. Du hast meist sogar aufgehört zu weinen und hast zufrieden gegluckst. Für wen also soll ich eine gute Mama sein – für die Gesellschaft und das schöne „Das macht man halt so!“? 

Copyright Pexels

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Es ist Nacht geworden und wieder sitze ich hier, mit dir auf dem Arm, den Stillpolster akribisch in die korrekte Position gebracht, dich, mein weinendes Baby behutsam aufgebahrt, den Busen frei gemacht, ihn geknetet, gezogen, massiert, die Brustwarzen stimuliert. Nun beginnt das Hoffen. „Bitte dock an“. Dann durchfährt ein Schmerz meinen ganzen Körper, gut, zumindest saugst du! Nie im Leben hätte ich erahnt, dass ich mich einmal so sehr über Schmerzen freuen könnte.  Noch während ich dir voller Konzentration zusehe, schläfst du ein, ich streichle deinen Rücken, deine Wange. Massiere diese winzig kleine Stelle vor deinem Ohr, um dich zum Trinken zu animieren und wachzuhalten während ich so unendlich müde bin.

Eine liebe Freundin sagte mir einst, dass Stillen die ultimative Herausforderung sei. Sie hatte so was von Recht. Ganz egal ob das Stillen problemlos funktioniert und du sehr viel Milch hast oder eben nicht. Es geht allen Mamas gleich, nur die Hürden, sind andere. Der Versuch zählt, die Bemühungen zählen. Jede einzelne Sekunde, in der du versucht hast zu Stillen oder gestillt hast ist wertvoll und besonders. Natürlich für dein Baby, doch in Wahrheit auch für dich! Du kannst stolz auf dich sein, denn das war wirklich nicht immer leicht. Abpumpen, Stillhütchen, entzündete Brustwarzen, Schmerzen, Milchstau, Erschöpfung, Wünsche, Erwartungen, Hoffnungen, Freude, Stolz, Mut, Liebe.  All das sind Komponenten einer Stillbeziehung – DEINER Stillbeziehung. Diese ist einzigartig, genau wie dein Baby, genau wie du. Als Mama, als Frau.

Ich bin stolz auf mich!

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Ich möchte dir eine gute MAMA sein.