Bin ich noch Ich?

Identität einer Frau und Mama.

Wo beginnt mein Kind und wo höre ich auf? Wo beginne ICH? Diese Grenze ist besonders im ersten Lebensjahr des Babys verschwimmend. Die erste Zeit als Mama bringt man vorrangig damit zu, Bedürfnisse wahrzunehmen, zu interpretieren und zu stillen. Gerade die erste Zeit mit Baby ist oft turbulent und lässt die Wahrung der eigenen Bedürfnisse nur bedingt zu. Es ist nahezu eine symbiotische Verschmelzung von Mama und Baby. Das eine gehört zu dem anderen und umgekehrt.

Noch nie wurde ich so stark von jemandem gebraucht. Noch nie war jemand so von mir abhängig. Noch nie trug ich eine so große Verantwortung. Noch nie war ich so erschöpft. Noch nie war ich so hilflos. Noch nie war ich so stark. Noch nie war ich so kompetent. Noch nie habe ich so geliebt.

Ich spüre die Wärme des heißen Asphalts aufsteigen, während ich durch die Straßen spaziere.  Ich lasse meine Gedanken weiter laufen: Noch nie gab es einen Lebensumstand der mich dermaßen an meine ureigenen Grenzen – und darüber hinaus gebracht hat. An einem großen Schaufenster halte ich inne und betrachte mein Spiegelbild. Wer ist diese Frau, die mir da entgegenblickt. Bin das wirklich noch ich? Sind die Dinge von denen ich dachte sie würden mich ausmachen noch da? Was gehört zu mir? Bin ich noch Ich? Wer bin ich eigentlich? Irgendwie komisch, da denkt man, man kennt sich nach knapp drei Jahrzehnten und >zack< wird man eines Besseren belehrt. Fundamentale Fragen die schwieriger zu beantworten sind, als gedacht. Auch weil die Auseinandersetzung damit nicht immer schmerzfrei ist. Doch was ist das „Selbst“ eigentlich und wer definiert es; zumal die Außenwahrnehmung anderer doch einen erheblichen Einfluss darauf hat wie man sich selbst sieht bzw. wahrnimmt. Kommt es nach der Mutterschaft zu einer erneuten Identitätsfindung? Dabei ist das doch bereits in der Kindheit bzw. Pubertät alles andere als leicht. Ein Leben lang verändert man sich. Adaptiert seine Sicht- und Verhaltensweisen. Überdenkt gewisse Standpunkte und lässt Begegnungen, Erfahrungen einfließen in das was wir als unser Selbst definieren. Ich bin wie ich bin WEIL ich zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten war, bestimmten Menschen begegnet bin, bestimmte Dinge gelernt habe.  Im Grunde ist es mit der Geburt eines Kindes doch nichts Anderes – oder doch? Wieso ist es dennoch unvergleichlich? Wieso wirft es uns dennoch aus der Bahn und wirbelt unser Leben kunterbunt durch?

Mamasein verändert. Es verändert, weil wir einen differenzierten Blick auf gewisse Dinge haben, weil wir älter werden und reicher an Erfahrungen, weil wir Schmerz und Liebe erfahren, weil wir wachsen. Es verändert weil wir uns in einem Ausmaß mit uns selbst und unserer Geschichte auseinandersetzen, wie wir es ohne Kind vermutlich nicht oder zumindest in anderer Form getan hätten. Wir verlieren uns und finden uns wieder, haben eine Aufgabe und geben einiges dafür auf, wir verstehen und möchten selbst verstanden werden, sind schwach und lernen stark zu bleiben, sind stark und lernen Schwäche zuzulassen. Die Wandlung einer Frau zur Mama ist mit nichts zu vergleichen.  Dynamisch, individuell, wild, stürmisch, groß, bunt, sanft, klitzeklein, herausfordernd, zumutbar, leicht und noch so viel mehr.

Ich bin Ich mit all meinen Farben, Facetten und Schattierungen. Mich und mein Selbst in all dem (wieder)zu finden benötigt Zeit und Geduld, ich glaube beides gönne ich zur Abwechslung auch mal MIR!

 

Sei die LieblingsMAMA die du sein willst!

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